Denkzettel

Gestatten? Robin Hood, Fundraiser

Er nimmt von den Reichen und gibt es den Armen: Robin Hood ist einer von uns. Ein Fundraiser. Seine Methoden sind anzuzweifeln, aber denken wir das Ganze doch mal durch. Es ergibt Sinn, vertrauen Sie mir.

Robin Hood sieht die Not in Nottingham (die Not-ingham, könnte man sagen). Er erträgt die Ungerechtigkeit nicht, erträgt nicht den Gedanken, dass jene, die am meisten leiden, am wenigsten bekommen. Deswegen zieht er los, seinen treuen Freund Little John im Schlepptau, und holt sich Geld von Reichen, was das Zeug hält. Ihm selbst bringt das nichts – er hat nichts davon. Er ist nur der, der das Geld beschafft und der dafür sorgt, dass Gleichheit und Gerechtigkeit herrschen.

Wir Fundraiserinnen und Fundraiser machen das ganz ähnlich – wenn auch weniger kriminell (hoffentlich). Auch wir sitzen zuerst in unserem kleinen Sherwood Forest im Schatten und schmieden Pläne. Wir überlegen uns, auf welchem Weg wir unsere Spenderinnen und Spender am besten erreichen, spitzen unsere Pfeile und mobilisieren unsere fröhlichen Gefährten als Begleiter – denn allein wären wir aufgeschmissen.

Jeden Tag sehen wir die Prinz Johns dieser Welt und was sie mit ihr tun, egal, ob sie Menschen, Ungerechtigkeiten oder Naturkatastrophen sind. Von denen haben wir auch eine ganze Menge. Aber dafür haben wir auch eine ganze Menge Robin Hoods, alle spezialisiert auf ihren ganz persönlichen Erzfeind und alle kennen sie die Kutschwege jener, die die Mittel haben, um zu helfen.

Hier unterscheiden wir uns dann (zum Glück) von dem mittelalterlichen Schlitzohr. Bei uns werden keine Kutschen ausgeraubt, keine Diamantringe von Fingern gepflückt – wir klopfen ganz einfach vorsichtig an der Scheibe und fragen höflich nach. Manchmal schieben wir auch hübsche Briefe durch den Türschlitz. Irgendwas sagt mir, dass die Spenderbindung bei unserer Methode auch ein bisschen besser funktioniert.

Was man uns großzügig gibt, überreichen wir sofort an alle, die Prinz John vergessen oder nie gekannt hat. Dann geht’s zurück in den Sherwood Forest, und weiter geht das Pläneschmieden. Die Arbeit ist nie zu Ende, aber sie ist immer gut.

In gewisser Weise sind wir Fundraiser also die Robin Hoods dieser Welt. Nur weniger gewalttätig. Tatsächlich bitte ich Sie inständig, die Beine in die Hand zu nehmen, wenn Sie jemand mit einem Jagdbogen bedroht. In diesem Sinne: Oo-de-lally!

Autor:in

Alina Rittmeyer

Dürfen wir Ihnen helfen?





    Mehr zum Thema