DenkzettelFundraising

Künstliche Intelligenz im Fundraising

Künstliche Intelligenz, darunter Chatbots wie ChatGPT, ist auf dem Vormarsch – alle testen die verfügbaren Systeme gerade aus und versuchen, in die berufliche Glaskugel zu schauen. Wie wird dieser technologische Fortschritt sich auf unsere Gesellschaft auswirken?

Bei vielen Menschen entstehen dabei Ängste und Sorgen: Schüler:innen und Student:innen könnten so ihre Aufgaben erledigen ohne eigene Leistung erbringen zu müssen; radikale Gruppierungen nutzen KI für ihre Propaganda, einigen Berufsbildern wird jetzt schon ein rasches Ende prophezeit. Die Bedenken haben es längst in die Nachrichten geschafft und als Fundraiserin frage ich mich: Wird meine Textarbeit bald von Chatbots erledigt? Wird meine Arbeit in wenigen Jahren schon überflüssig sein?

Doch bevor ich mir nun Horrorszenarien ausmale oder mich schlicht damit beruhige, dass so etwas doch gar nicht möglich ist, versuche ich die KI und ihren Sinn oder Unsinn im Fundraising einmal nüchtern zu betrachten.

ChatGPT: Was kann es und wie gut kann es das?

Um mir diese Frage zu beantworten, habe ich über diesen Chatbot ein paar Texte, Briefe und Reizwortgeschichten schreiben lassen und: Ich war wirklich beeindruckt! In Sekundenschnelle erschienen die geforderten Texte, die sehr viel Gutes und Kreatives beinhalteten, und manchmal erst bei der zweiten Lektüre fehlende Logik erkennen ließen. Das perfekte Mailing, das ich nur noch um eigene Angaben ergänzen muss, erhalte ich mit diesem Tool – leider oder zum Glück – nicht.

Dennoch können KI-unterstützte Texte sicherlich hilfreich sein, wenn es darum geht, einen schnellen Anfang zu machen, statt lange vor einem weißen Blatt bzw. einem leeren Dokument zu grübeln. Die persönliche Note, die wir mit menschlicher Empathie einem Text verleihen, können Chatbots jedoch nicht für uns übernehmen – jedenfalls noch nicht.

Aber künstliche Intelligenz im Fundraising meint nicht nur den Einsatz von ChatGPT. Schließlich ist Fundraising nicht nur Kommunikation in Textform. Also frage ich weiter:

Künstliche Intelligenz-Tools fürs Fundraising: Welche Möglichkeiten bieten sie?

Schon jetzt gibt es Anbieter, die versprechen, mit der Hilfe von KI-Tools (Spender)Daten auszuwerten. Das Ziel: Sehr genaue Vorhersagen können jede Fundraising-Strategie optimieren. So können wir nicht nur die geeignetsten Zielgruppen ermitteln und Kommunikationskanäle wählen, über die wir diese Zielgruppen mit größtmöglichem Erfolg ansprechen können.

Es geht sogar so weit, dass der wahrscheinlichste Spendenbetrag, den Spender:innen spenden werden, vorhergesagt wird, den eine Organisation deshalb konkret vorschlagen sollte. Dass ich Frau Bestandsspenderin #1234 nun um exakt 37,50 Euro bitten soll, klingt unheimlich und verlockend zugleich: Mit jedem Mailing das optimale Spendenergebnis erzielen, weil ein KI-Tool die Spendenbereitschaft für jeden einzelnen Spender benennen kann?! Damit hätte ich dann doch das perfekte Mailing!?

Unabhängig davon, ob das nun ein Versprechen ist, das tatsächlich so eingehalten wird: Das Auswerten schier unfassbarer Datenmengen in kürzester Zeit mittels KI ist längst Realität und sorgt in vielen Bereichen für mehr Effizienz und größere Erfolge.

Fazit: Die simple Formel für KI im Fundraising lautet wohl, sie dort einzusetzen, wo sie nützlich ist und uns Fundraiser:innen vor allem Zeit erspart, die wir dann zum Beispiel für die persönliche Kommunikation einsetzen können – und damit für echte Beziehungsarbeit!

Wir finden ja schon immer: datengetriebenes Fundraising macht Freude. Kein Rätselraten mehr, weniger trial and error, mehr Zeit für persönlichen Dialog und Face-to-Face – vielleicht ganz oldschool beim Spendertreffen mit Shakehands und Anstoßen auf gemeinsam erreichte Ziele.

In diesem Sinne sollten wir uns nicht von allgemeiner Panik anstecken lassen, sondern lieber neugierig und offen sein und die Möglichkeiten nutzen, die künstliche Intelligenz uns bietet. Schließlich nutzen wir alle bereits seit Jahrzehnten so ziemlich jeden technischen Fortschritt, um mehr Zeit für wichtigere und schönere Dinge zu haben.

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