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Instagram-Victim? Warum wir so gerne dabei bleiben (sollten)

Gedanken über Instagram

Ich bin ein großer Fan der horizontalen Erzählweise. Bitte nachschlagen, wer jetzt Böses denkt: Dabei geht es um lange Handlungsbögen, um episodisches Erzählen. Wer gern Serien guckt oder Fortsetzungsgeschichten liest, wer Bücher mit mehreren Teilen mag und wer manchmal online recherchiert, was aus ehemaligen Klassenkameraden geworden ist, der mag die horizontale Erzählweise.
Ich bin so jemand, ich will immer wissen, wie es weitergeht. Und ja, das beinhaltet aus meiner Sicht durchaus auch ein unvernünftig hohes Interesse an Promi-Klatsch und Tratsch. Bekenne mich einfach schuldig und habe nicht mal ein schlechtes Gewissen.

Meine Vorliebe für episodische Erzählungen macht mich auch zu einem Instagram-Victim. Immer auf dem Laufenden sein, wie es allen geht und was sie tun: (wenige) Familienmitglieder, Freunde, und auch vollkommen Fremde.

Ein Beispiel: Per Zufall habe ich mitbekommen, dass eine mittelprominente und sehr sympathische Frau in ungefähr meinem Alter eine traurige Kinderwunsch-Geschichte hat und online ganz offenherzig davon erzählt. Sofort springen Empathie und Mitgefühl in mir an, und auch die Neugierde: Wie geht es weiter?

Spoiler: Ihr Kinderwunsch hat sich nach vielen Rückschlägen und einer sehr harten Zeit erfüllt. Sie ist selig. Und ich bin es mit ihr.
Immer wieder sehe ich mir bei Instagram ihre Updates an – wie es ihr geht, was sie macht, wie sie ihr Familienleben genießt. Ich fühle mich dabei fast, als würde mir eine Freundin von all diesen kleinen Details erzählen, von den Ups und Downs eines ganz normalen Lebens.
Zwischendurch vergesse ich fast, dass die mittelprominente und sehr sympathische Frau nicht einmal von meiner Existenz weiß. Würde sie mich bitten, am Freitag Abend zum Babysitten zu kommen, ich würde es absolut in Erwägung ziehen.

Warum erzähle ich das?

Weil ich weiß, dass ich ganz und gar nicht alleine bin mit meiner Schwäche für episodische Informationen und weil ich sicher bin, dass gemeinnützige Organisationen davon sehr viel mehr profitieren könnten. Auf Instagram tummeln sich Leute wie ich – sehr, sehr viele davon. Wir alle haben solche „Beziehungen“ zu Menschen, die wir kaum oder nur sehr flüchtig kennen und freuen uns, wenn wir Neues von Ihnen hören. Wir fühlen uns ihnen nah und manche haben wir so gern, dass wir freitags für sie babysitten würden.

Liebe gemeinnützige Organisationen: Erzählt mir und allen anderen Instagram-Usern von Euch. Lasst uns rein in Euer Leben, Eure Sorgen, Eure Niederlagen, Eure Erfolge, Euren Kummer und Eure Freude. Ich bin todsicher: Wenn Ihr das in einer natürlichen, offenen und sympathischen Weise schafft und dann zwischendurch eine Bitte habt, werdet Ihr bei richtig vielen Eurer Instagram-Freunde ein offenes Ohr finden.

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