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Spenden als tragende Säule unseres Zusammenlebens

Warum ohne Spenden unser Land ein anderes wäre

Immer wieder höre ich, dass gemeinnützige Organisationen nicht um Spenden bitten möchten. „Wir wollen die Menschen nicht stören“, heißt es dann, und das irritiert mich. Gerade wenn solche Aussagen von Leuten kommen, die sich schon lange selbst gesellschaftlich engagieren und dadurch viel Zeit und Kraft gespendet haben. Für mich zeigt sich bei solchen Statements immer wieder, dass nicht jeder, der gemeinnützig tätig ist, wirklich versteht, was er oder sie damit in der Gesellschaft bewirkt. Aber die Bitte um Spenden ist ganz entscheidend, wenn jemand die Gemeinnützigkeit so leben will, wie sie gelebt werden sollte. Es geht mir nicht nur darum, dass diese Leute mehr Selbstvertrauen bekommen und sich trauen zu fragen. Viel mehr wünsche ich mir, dass sie verstehen, welche Verantwortung sie für das Land und die Welt tragen, in dem und in der wir alle gemeinsam leben.

Gemeinnützige Organisationen sind keine Freizeitbeschäftigung

Es ist meine ganz persönliche Ansicht, dass Staaten nie in der Lage sein werden, der Vielfalt einer Gesellschaft gerecht zu werden. Nehmen wir Deutschland vor der Bundestagswahl: Wir haben, abzüglich der kleineren Exemplare, sechs etablierte Parteien auf dem Wahlzettel. Sie besetzen nach der Wahl voraussichtlich 14 Bundesministerien unter einem Kanzleramt. Die nächste Regierung wird auch wieder in Abstimmung und Konkurrenz zu 16 Bundesländern arbeiten und unser Land in einer europäischen Union mit 27 Mitgliedsstaaten vertreten.

Aber wir sind über 83.000.000 Individuen in Deutschland.

83.000.000 Schicksale, Träume, Probleme und Bedürfnisse.

Wie können wir bei diesen Zahlen erwarten, dass Politik und Verwaltung den Bedürfnissen jedes und jeder Einzelnen, ja auch nur jedem Teil dieser Gesellschaft gerecht wird? Wir können es nicht erwarten, wir sollten es auch nicht erwarten. Und sind wir ganz ehrlich zueinander, dann haben wir es auch nie erwartet. Deshalb existieren gemeinnützige Organisationen.

Denn es gibt immer Bedürfnisse, die auf der Strecke bleiben. Es sind im Verhältnis zur Gesamtgesellschaft vielleicht geringfügige Bedürfnisse, aber das macht sie nicht minder wichtig. Nehmen wir die Rettung bedrohter, sehr lokal lebender Tierarten, für die Kommunen kein Geld und der Bund kein Auge oder keine Mittel haben. Nehmen wir den Kreissaal im Krankenhaus, der alleine durch staatliche Subventionierung mit dem Nötigsten ausgestattet wird, aber für die werdenden Eltern keine Wohlfühlatmosphäre schafft. Denken wir an die vielen Klöster in Deutschland, die seit Jahrhunderten existieren, aber ohne Gelder aus der Kirchensteuer haushalten müssen.

Das alles sind nur ein paar Beispiele von tausenden. Dass es doch noch bedrohte Arten in den Wäldern gibt, Kreißsäle in Deutschland gut ausgestattet sind und wir Klöster als gelebte Kultur anstelle von Ruinen vorfinden, ist alleine der Verantwortung der Zivilgesellschaft zu verdanken. Mit Herzblut sowie Geld-, Zeit- und Sachspenden ermöglicht sie, was der Staat nicht ermöglichen kann. Gemeinnützige Organisationen sehen und vertreten die individuellen Bedürfnisse, die für den Staat – und das ist nicht negativ gemeint, sondern liegt in seiner Natur – ein blinder Fleck sind.

Spenden sind kein Selbstzweck

Viele Menschen möchten helfen, wissen jedoch oft einfach nicht, wo sie anfangen sollen. Indem sich gemeinnützige Organisationen an sie wenden und ihnen Hilfs- und Spendenmöglichkeiten aufzeigen, wird ihnen diese Entscheidung leichter gemacht. Und das ist nicht weniger als ihre Pflicht, da sie eine tragende Säule einer funktionierenden Gesellschaft sind. Ohne sie würden wir in einem anderen Land leben, da bin ich mir sicher.

Wenn gemeinnützige Organisationen nach einer Spende fragen, dann tun sie das nie für ihren eigenen Reichtum, sondern weil sie positiv in der Gesellschaft und für die Gesellschaft wirken wollen. Jeder Spender und jede Spenderin hat etwas davon, in einem Land zu leben, dass durch gemeinnützige Organisationen auf individuelle Bedürfnisse eingeht. So vieles, was er oder sie im Alltag als angenehm aber selbstverständlich empfindet, ist nicht durch den Staat finanziert worden, sondern alleine durch Spenden. Das fängt beim Klettergerüst im Kindergarten an und hört bei einer gut ausgestatteten Palliativstation auf.

Spenden sind eine Investition in eine gute Gegenwart und Zukunft

Mal abgesehen von ihrem praktischen Aspekt, als handfeste Investition, sind Spenden immer auch ein Zeichen von gegenseitiger Solidarität und gesellschaftlicher Wärme. Diese wird ein Staat nie so ausstrahlen können, wie wir es uns vielleicht wünschen. Er ist und bleibt ein Zweckkonstrukt, das unter wechselnden Regierungen mit sich verändernden politischen Zielen die Räder im Land am Laufen halten soll.

Regierungen wechseln, Staaten verändern sich. Die Gesellschaft aber bleibt. Individuelle Probleme, Träume und Bedürfnisse bleiben. Gemeinnützige Organisationen bleiben. Und deshalb sind Spendenanfragen keine störenden Bitten, sondern entscheidender Teil unseres Zusammenlebens.

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