Welche Bedeutung die Werbe- und Verwaltungskosten der Organisation für die Spende haben
„Niedrige Werbe- und Verwaltungskosten“ – das hört sich zuerst mal sehr gut an, so ähnlich wie „schlanker Staat“. Der schlanke Staat, so suggeriert das Schlagwort, geht sorgsam mit seinen Steuereinnahmen um, verschwendet nichts, ist effizient. Im Prinzip stimmt das ja auch. Es gibt allerdings einen – freilich nicht ganz exakt zu bestimmenden – Punkt, an dem das Ganze kippt und die Schlankheit, um im Bild zu bleiben, in Unterernährung und damit Schwäche umschlägt.
Um es ganz einfach zu halten: Jeder Staat braucht z.B. eine gewisse Anzahl Polizisten, um die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten, er braucht genügend Finanzbeamte, um Steuermittel einzunehmen und auch wieder zu verteilen, er braucht ein gut funktionierendes Gesundheits- und Bildungssystem – und vieles mehr. Zu schlank sollte ein Staat also nicht sein – was natürlich nicht heißen soll, dass übermäßige Fettleibigkeit von Vorteil wäre. Vielmehr geht es um das rechte Maß, und das gilt auch für die NGOs.
Spenden sammeln und verteilen kostet Geld
Genau so ist es auch bei den Werbe- und Verwaltungskosten einer Spenden sammelnden Organisation. Ohne solche Verwaltungskosten ist eine Organisation nicht arbeitsfähig. Denn zum einen kann sie Spenden nur verteilen, wenn sie sie zuvor eingenommen hat. Und um Spenden einzunehmen, braucht es professionelle Fundraiser, die sich zur richtigen Zeit mit den richtigen Maßnahmen an potenzielle Spender wenden. Und natürlich wollen die Fundraiser ebenso bezahlt werden wie die Maßnahmen selbst. So entstehen Werbekosten.
Doch damit nicht genug: Sobald die Spenden durch professionelles Fundraising sprudeln, geht es darum, sie möglichst wirksam einzusetzen. Dies ist bei komplexeren Zielsetzungen, zum Beispiel bei Entwicklungshilfeorganisationen, gar nicht so einfach. Es gilt, zwischen erfolgversprechenden und weniger aussichtsreichen Projekten und Projektvorschlägen zu unterscheiden, Kostenpläne aufzustellen und zu überwachen, die Spendenverwaltung und Buchhaltung effizient zu gestalten etc. Dafür sind Fachleute nötig, die ebenfalls nicht umsonst arbeiten.
Welche Verwaltungskosten sind angemessen?
Professionelle Fundraiser (ob nun intern oder extern) und professionelle Mitarbeiter einer Hilfsorganisation schlagen sich natürlich in den Werbe- und Verwaltungskosten nieder. Sie stellen aber sicher, dass Spenden eingenommen werden und dort ankommen, wo sie ihre maximale Wirkung entfalten. Werbe- und Verwaltungskosten von zehn bis zwanzig Prozent sind deshalb durchaus angemessen – bei extrem niedrigen Werten von einem oder zwei Prozent sollte man als Spender eher skeptisch sein.
Informationen über die Höhe ihrer Verwaltungskosten stellen die Organisationen in der Regel in ihren Jahresberichten zur Verfügung. Übrigens: Um das DZI-Spenden-Siegel zu erhalten, dürfen die Werbe- und Verwaltungsausgaben einer Organisation höchstens 30 Prozent ihrer jährlichen Gesamtausgaben betragen – eine Untergrenze setzt das DZI dagegen nicht.